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Künstler: Deftones

Album: Saturday night wrist

Erscheinungsjahr: 2006

Anspieltipp: Combat

Autor: Markus

„Chino, du bist fett geworden!“ tönte es bereits Ende des Jahre 2003 durch die Gemäuer der Phillipshalle in Düsseldorf, als die Deftones gerade in Deutschland gastierten, um ihr selbst betiteltes Album zu promoten. Bereits im Vorfeld ihrer Performance ernteten sie allerdings auf Grund des unerwartet fülligen Aussehens ihres Leadsängers einige wirklich bösartig anmutende Schmährufe. Auch der Verfasser dieser Zeilen konnte sich seinerzeit diverse Lacher nicht verkneifen. Noch kolossaler präsentierte sich der Ausnahmebarde seinen Fans beim diesjährigen Rock am Ring Festival, sodass der Frontmann wiederum zur unfreiwilligen Witzfigur avancierte und die berechtigte Frage zurückließ, wie ein einstmals so schlanke Person in so kurzer Zeit derart expandieren kann.

Ungeachtet dieser kleinen, durchaus humoristische Züge tragenden Anekdote wollen wir uns jetzt aber dem neuesten Machwerk aus der Schmiede der Deftones zuwenden. Selbiges wurde von Fans rund um den Globus sehnsüchtig erwartet und viel zu oft verschoben. In der jüngeren Vergangenheit gab es derweil nicht viel Gutes über die Kapelle aus der kalifornischen Hauptstadt Sacramento zu berichten. Stattdessen schrieben die Musikzeitschriften von bandinternen Querelen, dem „bedenklichen Gesundheitszustand“ Chino Morenos oder davon, dass die fünfköpfige Mannschaft wohl ihren kreativen Zenit überschritten habe. Letztgenannte These gründete sich auf die Einschätzung weiter Teile der Szenepresse, welche in Anbetracht des 2003 veröffentlichten „Saturday night wrist“ Vorgängers häufig „Stagnation auf hohem Niveau“ paraphrasierten.

Allen Unkenrufen zum Trotz hat man mit dem nunmehr fünften bandeigenen Studioalbum ein interessantes musikalisches Statement entworfen, welches beweist,  dass die Deftones noch lange nicht am Ende ihres gestalterischen Weges angekommen sind. Will heißen: „Saturday night wrist“ kann mitnichten als fader Aufguss früherer Großtaten angesehen werden und sollte weder als Fortsetzung des erfolgreichen „White pony“-Konzeptes noch als Weiterführung des selbst betitelten Albums aus dem Jahre 2003 verstanden werden.  Stattdessen verfeinern die Deftones heuer ihren ureigenen Sound in alle erdenklichen Richtungen. Besonders Chino Morenos Arrangement bei seiner Zweitband „Team sleep“ hat hörbar Spuren im Klangkosmos der kalifornischen Vorzeigekapelle hinterlassen. In diesem Zusammenhang sei insbesondere auf die mit starker elektronische Schlagseite versehenen Stücken „Xerces“, „Pink cellphone“ und das zunächst etwas befremdlich anmutende  Zwischenspiel „U, U, D, D, L, R, L, R, A, B, select, start“ verwiesen. Wenngleich der neueste Output über weite Strecken etwas gemäßigter daherkommt als seine unmittelbaren Vorgänger, gibt es auch den ein oder anderen akustischen Wutausbruch zu vermelden. Bereits mit Song Nummer zwei „Rapture“ bricht ein blitzsauberes Klanggewitter über den Zuhörer herein, das nicht zuletzt auf Grund von gekonnt dargebotener Vokalakrobatik aufhorchen lässt. Auch in „Rats! Rats! Rats!“ regiert weitgehend der Knüppel aus dem Sack; Stakkatoriffing und wüstes Geschrei inklusive. Neben experimentell angelegten und eher schroff nach vorne preschenden Nummern gibt es auf „Saturday night wrist“ aber auch einige bandtypische Gassenhauer zu bestaunen. Insbesondere die vorab veröffentlichte Singleauskopplung „Hole in the earth“ ebnet sich mit ihrem äußerst eingängigen Refrain relativ schnell den Weg in die Gehörgänge der Konsumenten. Auch „Combat“, welches zunächst ungewöhnlich arrangiert erscheint, mausert sich im Laufe der Zeit zu einer der besten Stücke der gesamten Bandhistorie und beeindruckt abermals durch atmosphärisches Gitarrenspiel und traumhaft in Szene gesetzten Gesang. Besonders nachhaltig weiß auch das zusammen mit (Ex?) System of a down Sänger Serj Tankian aufgenommene „Mein“ zu imponieren. Obwohl der Beitrag des polarisierenden Barden eher gering ausgefallen ist, bleibt der Song aufgrund seiner eigenwilligen Dramaturgie und seiner verqueren Harmonien lange Zeit im Gedächtnis.

Insgesamt liefern die Deftones anno 2006 eine ausgezeichnete Veröffentlichung ab, die sich nahtlos in den hochklassigen Backkatalog dieser Ausnahmeformation einreihen sollte. Damit dürfte zumindest die Frage bezüglich der Qualität der neuen Deftones Platte geklärt sein. Wann Chino Moreno allerdings endlich gedenkt, seinen Ernährungsstil umzustellen, lässt sich mit Hilfe dieser Rezession freilich nicht aufklären.

 

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